Ein bekanntes Zitat unter Waidmännern (und natürlich auch Waidfrauen) lautet: Jagd ohne Hund, ist Schund. Bei einigen Jagdarten, wie beispielsweise bei der Entenjagd, ist der Einsatz derselbigen sogar gesetzlich vorgeschrieben. Demnach spielt bereits der passionierte und oftmals noch ungeprüfte Jungjäger mit dem Gedanken, sich einen treuen Vierbeiner für die erfolgreiche Jagd anzuschaffen.
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Es gibt unterschiedliche Hunderassen, welche einen mehr oder weniger starken Jagdtrieb und andere relevante Fähigkeiten besitzen. Damit können sie den Besitzer tatkräftig bei der Ausübung seines Hobbys unterstützen. So zumindest in der Theorie. Denn die Praxis sieht tatsächlich doch ein wenig anders aus.
Die beiden wichtigsten Punkte zuerst: Einen klassischen Jagdhund für Anfänger gibt es nicht! Denn jede Rasse hat ihren ganz eigenen Charakter und Talente. Zum anderen solltet Ihr immer im Hinterkopf behalten: Das “Wo” und “Was” Ihr später jagen möchtet, ist ebenfalls relevant.
Anhand dieser Kriterien scheiden viele (Jagd)Hunderassen bereits aus. So sind Teckel (Dackel) zum Beispiel, auch bedingt durch ihre geringe Körpergröße, zum Vorstehen nicht geeignet. Ein Weimaraner hingegen kann mit seinen Fähigkeiten eher auf dem Feld, aber selten im Wald punkten.
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Ungeeignete Hunde
Es gibt keine typischen “Jagdhunde für Anfänger”. Dennoch existiert die Tatsache, dass nicht jede Rasse für den jagdlichen Einsatz brauchbar ist. Auch wenn zum Beispiel ein Bernhardiner eine imposante Erscheinung ist, so kann man mit dem gutmütigen Riesen auf der Jagd absolut nichts anfangen.
Das Gleiche gilt für kleinere Exemplare, wie etwa Chihuahua und Mops. Man tut weder sich noch diesen Vierbeinern einen Gefallen, wenn man ihnen eine Aufgabe geben möchte, mit denen sie absolut nichts anzufangen wissen.
Der Körperbau spielt dabei allerdings eine untergeordnete Rolle. Es sind vielmehr die Fähigkeiten und das Wesen der Hunde, welche wichtig sind. Alle Jagdhunde besitzen spezielle, angewölfte (angeborene) Eigenschaften, welche sie zu fast unverzichtbaren Jagdbegleitern machen.
Welches Tier für welches Revier?
Die Jagdhunderassen werden nach ihrem Einsatzgebiet unterschieden und bringen unterschiedliche Talente mit:
Apportierhunde
Diese Rassen sind Spezialisten für die “Arbeit nach dem Schuss” und werden bevorzugt für die Jagd auf Niederwild und Enten eingesetzt. Sie bringen das erlegte Wild zum Hundeführer zurück, ohne die Beute dabei knautschen. Zu den charakteristischen Apportierhunden gehören Retriever.
Auf einigen Seiten im Netz werden diese Tiere als “Vogelhund” bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch falsch und bezeichnet vielmehr die Jagdhunde, welche unter einem Beizvogel mit Falkner arbeiten.
Erdhunde
Für die Baujagd auf Fuchs und Dachs werden kleine Rassen benötigt. Hier kommen Dackel und Terrier zum Einsatz. Die Vierbeiner glänzen jedoch auch bei der Nachsuche und der Stöberjagd. Dabei sind sie in der Lage, sich auch wehrhaftem Wild gegenüber zu behaupten.
Schweißhunde
Diese Hunde besitzen eine feine Nase und werden speziell zur Nachsuche auf verletztes Wild eingesetzt. Sei es, dass ein Schuss nicht tödlich war oder das Tier im Straßenverkehr verletzt wurde – Schweißhunde sind in der Lage, selbst kleinste Blutspuren zu entdecken und den Jäger zum verwundeten Stück zu führen. Folgende Rassen gehören zu den Schweißhunden:
- Hannoverscher Schweißhund
- Bayerischer Gebirgsschweißhund
- Alpenländische Dachsbracke
Auch wenn der feine Geruchssinn angeboren ist, benötigen Schweißhunde eine gute Jagdhundeausbildung, um dieses Talent dementsprechend zu fördern und im richtigen Moment korrekt umsetzen zu können. Es ist nicht ungewöhnlich, dass viele namhafte Züchter die Welpen nur in erfahrene Jägerhände geben, welche geeignete Reviere und Arbeit für die Schweißhunde garantieren können.
Vorstehhunde
Diese Vierbeiner werden oft auch als “Vollgebrauchshund” bezeichnet, da sie im Feld, Wasser und auch im Wald brauchbar sind. Lediglich bei der Baujagd müssen diese Tiere passen, wobei das eher Größenbedingt ist.
Beim Vorstehen zeigt der Hund durch ruckartiges Stehenbleiben und dem Anheben des Vorderlaufs Wild an. Seine Aufgabe ist es, so lange in der Stellung auszuharren, bis der Hundeführer einen anderslautenden Befehl gibt.
Folgende Rassen sind Vorstehhunde:
- Deutsch Draht-, Kurz-, Lang- und Stichelhaar
- Griffon
- Großer Münsterländer
- Kleiner Münsterländer
- Pudelpointer
- Weimaraner
- Setter
- Pointer
- Magyar Vizla
- Epagneul Breton
Stöberhunde
Der Begriff verrät schon viel über die Aufgabe dieser Hunderassen. Ähnlich wie “Vorsteher” erledigen sie alle anfallenden Arbeiten, stehen jedoch nicht vor. Vielmehr stöbern sie Niederwild auf und drücken es aus der Deckung heraus.
Was sind angewölfte Eigenschaften?
Kennt Ihr dieses Szenario auch: Nicht-Jäger, welche sich über die Jagdfreudigkeit ihrer Hunde echauffieren und dieser Leidenschaft, trotz Hundeschule und Auslastung, nicht Einhalt gebieten können?
Diesen Hunderassen sind spezielle Eigenschaften angeboren, welche sogar gezielt gefördert und gezüchtet werden.
Zu diesen “angewölften” Talenten zählen:
- Geruchssinn
- Spurwille
- Härte
- Wildschärfe
- Vorstehen
- Wasser-, Arbeits- und Apportierfreude
- Spurlaut
- Stumm oder laut jagend
Auch wenn diese Gaben den Jungtieren, abhängig von der Rasse, quasi mit in die Wiege gelegt werden, sollten sie dementsprechend gefordert und gefördert werden.
Hinweis: Hundehalter, welche nichts mit der Jagd zu tun haben, sollten sich bei der Haltung einer Jagdhunderasse darüber im Klaren sein, dass ihr Vierbeiner gemäß seines Wesens sehr umtriebig ist. Um Probleme zu vermeiden, muss man mit diesen Hunden gezielt arbeiten, zum Beispiel durch Mantrailing. Spazieren gehen allein reicht nicht aus.
Welcher Jagdhund eignet sich als Familienhund?
Fast jeder Hund ist dazu geeignet, seine Rolle als Jagdhelfer adäquat zu erfüllen und gleichzeitig ein wertvolles Familienmitglied zu sein. Oft werden Rassen wie Deutsch Drahthaar, Rauhaardackel oder Retriever als optimale und friedliche Familienhunde angepriesen. Aber auch Weimaraner, Gordon Setter und viele andere Vertreter ihrer Zunft lieben es, am Leben “ihrer” Menschen teilzunehmen und mit dem Nachwuchs zu toben.
Ein großes Aber darf natürlich nicht fehlen. Wenn Ihr den Vierbeiner in das Familienleben integrieren möchtet, sind einige Faktoren wichtig. Wie zum Beispiel die Frage: Wie alt sind die Kinder? Wer kümmert sich um die Hundeerziehung? Gehört Ihr eher zu den Outdoor-Aktivisten oder Couch-Potatoes?
Terrier etwa sind für Familien mit jüngerem Nachwuchs nur bedingt geeignet. Wer den Charakter der Tiere und ihr Einsatzgebiet kennt, wird dies nachvollziehen können. Die agilen Hunde möchten permanent gefordert werden und ihr Können zeigen. Ruhig bleiben ist für die Vertreter dieser Rasse ein Fremdwort.
Auch das schraubstockartige Gebiss der Vierbeiner darf keinesfalls außer Acht gelassen werden. Wenn sie einmal zupacken, lassen sie so schnell von ihrer Beute nicht ab. Gut zur Bejagung von Wildschweinen. Im Umgang mit dem 2-jährigen Familiennachwuchs aber vermutlich weniger geeignet. Dabei muss das Tier nicht automatisch zubeißen. Aber bereits das spielerische Ringen um den Apportierknochen kann schnell ausarten, wenn der Terrier stolz Spielzeug mitsamt dem daran hängendem Kind präsentiert.
Wenn Ihr es eher etwas ruhiger in Eurem Leben haben möchtet, solltet Ihr Euer Augenmerk auf weniger aktive Zeitgenossen richten.
Wichtig zu wissen
Eines vorweg: Jeder Hund, egal ob er für die Jagd eingesetzt wird oder nicht, braucht eine physische und psychische Forderung. Ein Husky beispielsweise ist ein Zugtier und wurde speziell für Arbeit am Schlitten gezüchtet. Ähnliches gilt für Jagdhunde. Diese Rassen besitzen einen ausgeprägten Bewegungstrieb, welcher immer ausgelastet werden muss.
Manche Individuen mehr, als andere. Wird ein Hund nicht ausreichend gefordert, kann es schnell zu Problemen kommen. Letzten Endes ist es eine Sache der Erziehung sowie des Umgangs, wie gut sich Euer zukünftiger Jagdbegleiter in die Familie eingliedern kann und wird.
Eine kleine Übersicht empfehlenswerter “Allrounder”
Auch wenn es nicht DEN absoluten Jagdhund für Anfänger gibt, möchten wir Euch dennoch eine kleine Übersicht von Hunderassen präsentieren, welche universell einsetzbar sind.
Deutsch Kurzhaar
- Schulterhöhe: Hündin 57 – 64 cm; Rüde 61 – 68 cm
- Gewicht: bis zu 35 kg
- Fell: Rauhaarig
- Charakter: mutig, anhänglich, intelligent, ausgeglichen
- Lebenserwartung: 12 + Jahre
- Vorstehhund
- Besonderheit: möchte und muss gefordert werden; braucht eine feste, aber einfühlsame Hand
Weimaraner
- Schulterhöhe: Hündin 59 – 63 cm; Rüde 62 – 66 cm
- Gewicht: bis zu 40 kg
- Fell: kurz und langhaarig
- Charakter: anhänglich, intelligent, aufmerksam
- Lebenserwartung: 10+ Jahre
- Vorstehhund
- Besonderheit: besitzt einen ausgeprägten Schutztrieb und hat Raubwildschärfe; muss ausreichend ausgelastet werden
Epagneul Breton
- Schulterhöhe: Hündin 47 – 49 cm; Rüde 48 – 52 cm
- Gewicht: bis zu 19 kg
- Fell: kurz oder leicht gewellt
- Charakter: ausgeglichen, munter, unbekümmert
- Lebenserwartung: 12+ Jahre
- Vorstehhund
- Besonderheit: vielseitig mit einer ausgeprägten Nase, was ihn zur Nachsuche prädestiniert; menschenfreundlich und sehr kinderlieb; braucht eine gute Erziehung und regelmäßige Forderung, um sich auszupowern; kleinste Rasse von “Vorstehern”; auch als Bretonischer Vorstehhund bekannt
Gordon Setter
- Schulterhöhe: Hündin 58 – 66 cm; Rüde 61 – 69 cm
- Gewicht: bis zu 36 kg
- Fell: glatt und langhaarig
- Charakter: ausgeglichen, selbstbewusst, konzentriert, lernwillig
- Lebenserwartung: 10+ Jahre
- Vorstehhund
- Besonderheit: kräftiges Erscheinungsbild; muss körperlich und geistig gefordert und gefördert werden; braucht eine starke aber einfühlsame Hand; lebt sich schnell in sein menschliches Rudel ein
Deutscher Wachtelhund
- Schulterhöhe: Hündin 45 – 52 cm; Rüde 48 – 54 cm
- Gewicht: bis zu 25 kg
- Fell: wellig, glatt oder leicht gelocktes Langhaar
- Charakter: umgänglich, führig, familienfreundlich
- Lebenserwartung: bis zu 15 Jahre
- Stöberhund
- Besonderheit: apportiert gerne und arbeitet im und am Wasser; freundliches Wesen und sozial, muss dafür aber seinen Fähigkeiten entsprechend ausgelastet sein
Labrador Retriever
- Schulterhöhe: Hündin 52 – 55 cm; Rüde 56 – 57 cm
- Gewicht: bis zu 36 kg
- Fell: kurz und dicht
- Charakter: umgänglich, freundlich, intelligent, sozial verträglich mit anderen vierbeinigen Hausgenossen
- Lebenserwartung: 10+ Jahre
- Apportierhund
- Besonderheit: ausgesprochen engagierter Arbeitshund; zeigt keine Anzeichen von Aggressivität; es herrscht die Devise “Liebe geht durch den Magen”