Welches Fernglas für die Jagd?

Jeder gute Jäger braucht ein gutes Fernglas. Jedes gute Jagdfernglas weist einige grundlegende Merkmale auf. Es vergrößert ausreichend und zeigt klare Bilder. Das Sehfeld ist ausreichend groß, das Glas funktioniert in der Dämmerung, ist wetterfest und robust.

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Die Vergrößerung

Ein Jagdfernglas hat üblicherweise mindestens eine achtfache Vergrößerung. Was heißt das? Einen Hirsch, der in 1.000 m Entfernung steht, siehst du bei achtfacher Vergrößerung wie aus 125 m Entfernung. Bei zehnfacher Vergrößerung sind es noch 100 m.

Eine gute Vergrößerung ist für den Jäger unverzichtbar, denn er muss jedes Wild richtig ansprechen. Jagdbare Schmalrehe unterscheiden sich beispielsweise nur in kleinsten Details von kitzführenden Ricken. Überläufer und Bache sind schwierig auseinanderzuhalten.

Je besser die Vergrößerung, desto mehr Details kannst du sehen. Das geht jedoch auf Kosten des Sehfeldes (später mehr dazu) des Gewichts und der Bildstabilität. Je höher die Vergrößerung, desto ruhiger musst du das Glas halten.

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In einem Feldrevier oder für die Ansitzjagd kann eine zehnfache Vergrößerung sinnvoll sein, in einem Waldrevier genügt oft ein Glas mit Vergrößerungsfaktor acht. Du musst es für dich herausfinden. Manche Jäger irritiert eine zehnfache Vergrößerung im Wald, da sie damit jedes Ästchen deutlich erkennen.

Spezialferngläser mit 15facher Vergrößerung musst du auf ein Stativ montieren. Sie erlauben es dir, Tiere aus sehr großer Distanz zu beobachten. Um schnellen Bewegungen zu folgen, oder eine größere Gruppe von Tieren zu beobachten, eignen sie sich nicht.

Das Sehfeld

Auf der Jagd brauchst du klare scharfe Bilder, ebenso wichtig ist der Bildausschnitt, das Sehfeld. In vielen Jagdsituationen musst du das Umfeld in die Beobachtung miteinbeziehen.

Das Sehfeld beschreibt die Breite der Abbildung und wird auf einen Wert von 1.000 m angegeben. Ein Fernglas 8 x 32 hat ein Sehfeld von ca. 141 m. Das heißt, du betrachtest ein Objekt in 1.000 m Entfernung, die Bildbreite beträgt 141 m. Je größer die Vergrößerung, desto kleiner wird das Sehfeld. Mit einer zwölffachen Vergrößerung liegt der Bildausschnitt bei knapp 90 m.

Das Sehfeld ist auf jedem Glas angegeben, entweder in Metern oder in Grad. Den Sehwinkel kannst du mit 17,5 multiplizieren, dann bekommst du das Sehfeld in Metern.

Mit einem großen Sehfeld kannst du weite Flächen absuchen, sich schnell bewegende Tiere finden und ihnen folgen. Du hast bei der Rudelbeobachtung das Umfeld im Blick. Sehr weite Sehfelder können zum Rand hin unscharf werden, das hängt von der Qualität des Glases ab.

Die Lichtstärke

Die meisten Jäger brauchen ein Fernglas, das auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute, scharfe Bilder liefern. Die Lichtstärke eines Glases hängt ab vom Objektivdurchmesser, der Vergrößerung und der Verarbeitung des Glases.

Wie weit du in der Dämmerung sehen kannst, gibt die sogenannte Dämmerungszahl an. Der Objektivdurchmesser wird mit der Vergrößerung multipliziert, die Quadratwurzel aus dieser Zahl ist die Dämmerungszahl.

Ein Fernglas 8 x 32 hat eine Dämmerungszahl von 16, du siehst maximal 160 m weit. Ein Glas 8 x 42 hat eine Dämmerungszahl von 18,3, du siehst maximal 183 m weit. Dämmerungszahlen größer 20 sind sehr gut für die Jagd bei schlechten Lichtverhältnissen. Aber auch in einem dunklen Waldstück ist ein lichtstarkes Fernglas ein Vorteil.

Die Dämmerungszahl alleine genügt nicht, wichtig sind außerdem die Austrittspupille und die Transmissionswerte. Die Austrittspupille ist ein kreisrunder Bereich auf dem Okular. Daraus fällt das Lichtbündel aus dem Glas in das Auge.

Die Austrittspupille berechnet sich aus der Objektweite geteilt durch die Vergrößerung. Ein 8×56 Fernglas hat also eine Austrittspupille von 7 mm. Dieser Wert ist ideal, denn im Dunkeln weiten sich die Pupillen auf maximal 7 mm. Das Auge kann bei dieser Austrittspupille das gesamte Licht auffangen.

Die Transmission, die Lichtdurchlässigkeit der Gläser, entscheidet darüber, wieviel Licht tatsächlich ankommt. Der Lichtstrahl fällt durch das ganze optische System aus Linsen und Prismen in das Auge. Je besser die Glasqualität, desto hochwertiger die Vergütung, desto höher die Lichtdurchlässigkeit.

Der Transmissionswert muss sich auf Licht jeder Wellenlänge beziehen, sonst entstehen farbveränderte Bilder.

In speziellen Nachtferngläsern wird ein Porrolinsensystem verbaut, da in diesem System das Licht nur durch zwei Linsen gebrochen wird. Die Lichtausbeute ist höher, aber das Glas wird klobiger.

Und was noch?

Ein Jagdfernglas muss sich gut greifen und halten lassen. Eine Gummiarmierung mit strukturierter Oberfläche und Daumenablage erleichtert dir das oft stundenlange Beobachten. Die Gummiarmierung wirkt außerdem stoß- und geräuschdämpfend, wenn das Fernglas einen Schlag erhält.

Ein gutes Jagdfernglas muss wasserdicht sein – nicht nur wasserabweisend, denn du wirst bei der Jagd in Gewitter und Starkregen geraten. Ist das Glas mit Stickstoff gefüllt, beschlägt es bei niedrigen Temperaturen nicht. Breite griffige Fokusrädchen lassen sich auch mit feuchten, klammen Fingern oder mit Handschuhen gut bedienen.

Fazit

Dein Fernglas muss zu dir und deinen Jagdmöglichkeiten passen. Die Jagd auf Wildschweine beispielsweise erfordert ein lichtstarkes Glas. Bei der Gamsjagd in schwierigem, steilem Gelände zählt jedes Gramm. Willst du weite Horizonte absuchen, brauchst du ein großes Sehfeld. Für die stundenlange Pirsch ist ein kleines Glas handlicher, bei der Ansitzjagd kannst du ein größeres Glas einsetzen.

Egal wofür du dich entscheidest, das Fernglas muss gestochen scharfe Bilder liefern, ohne Farbveränderungen oder Verzerrungen am Bildrand. Das Fernglas ist, neben der Waffe, dein wichtigster Ausrüstungsgegenstand.

Weitere häufig gestellte Fragen zum Thema

Das hängt davon ab, was du beobachten willst.

Das Fernglas 10×42 ist lichtstärker und vergrößert besser. Dafür ist das Sehfeld eingeschränkter, das Glas etwas schwerer und unhandlicher. Für die Ansitzjagd in der Dämmerung eignet sich dieses Glas sehr gut. Das 8×42 ist leichter, du kannst weite Horizonte absuchen, Rudel beobachten oder schnellen Bewegungen folgen.

Prinzipiell gilt: Je weiter die Entfernung, desto besser sollte die Vergrößerung sein. Ab einer Vergrößerung von 15 ist ein Stativ hilfreich, sonst wackelt das Bild zu sehr. Einen Adlerhorst in den Felsen lässt sich damit gut beobachten. Schnelle Bewegungen lassen sich nur schwer verfolgen, das Sehfeld ist bei starker Vergrößerung deutlich schmaler.

In der Dämmerung brauchst du ein lichtstarkes Glas. Das bedeutet: große Objektivlinsen, große Ausgangspupille, hoher Dämmerungsfaktor (möglichst über 20) und sehr gute Transmissionswerte. Spezielle Nachtferngläser zeigen erstaunliche Leistungen. Du kannst bis weit in Dämmerung und sogar bei Mondschein gut beobachten und Details sicher erkennen. Diese Gläser sind natürlich entsprechend teuer.

Das hängt von der Tierart, aber auch deinen Ansprüchen ab. Schon mit einem kleinen, preiswerten Fernglas mit siebenfacher Vergrößerung, kannst du Vögel im Garten oder Waldtiere beim Spaziergang beobachten.

Für den Alltag reicht ein gutes Fernglas mit achtfacher Vergrößerung aus. Willst du Gämsen in den Bergen aufspüren, spielt das Gewicht eine größere Rolle, als wenn du Wasservögeln zuschaust.

Musst du stundenlang laufen, um einen Blick auf die Tierart zu erhaschen oder kannst du sie bequem von einem Aussichtspunkt aus verfolgen? Ist Letzteres der Fall kannst du eine höhere Vergrößerung mit schmalerem Sehfeld wählen.

Ein Fernglas für Tierbeobachtungen muss auf jeden Fall gut in der Hand liegen und keinerlei Farbfehler oder Verzerrungen an den Bildrändern aufweisen. Sonst ermüdest du bei längeren Beobachtungen und bekommst Kopfschmerzen.

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