Traumhafte Landschaften, gutes Essen und eine traditionsreiche Jagdkultur – das alles und noch viel mehr hat Frankreich zu bieten. Das Land kann auf eine über 1000 Jahre alte Jagdtradition zurückblicken. Da ist es wenig verwunderlich, dass der europäische Staat über insgesamt 1 300 000 aktive Jäger verfügt und damit auf Platz 1 in der ganzen EU liegt.
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Das heißt, dass fast jeder 12. Einwohner des Landes ein Waidmann ist. Zum Vergleich: Deutschland belegte 2019/2020 mit etwa 384 000 Jäger nur Platz 6. Eine weitere Besonderheit von Frankreich: Die Jagd ist ein Gewohnheitsrecht und steht jedem Bürger, der Land besitzt, zu.
Bis vor einigen Jahren durfte sogar ausnahmslos auf fremden Grund und Boden gejagt werden. Erst der Europäische Gerichtshof kippte diese Praxis und seitdem dürfen Grundbesitzer selbst bestimmen, ob sie eine Bejagung auf ihrem Eigentum zulassen. Trotz der hohen Anzahl an aktiven Waidmänner und -frauen verzeichnet Frankreich einen gesunden und dichten Wildbestand.
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Jagdbare Wildarten
Die Französische Republik ist ein Land der ungeahnten Möglichkeiten. Viele ausländische Jäger wissen das atemberaubende Gelände und die hohe Wilddichte zu schätzen. Folgende Tierarten werden in dem Land am Mittelmeer standardmäßig bejagt:
- Rotwild
- Rehwild
- Damwild
- Mufflons
- Schwarzwild
- Gams
- Fasan
- Rebhuhn
- Fuchs
- Wildente
- Taube
- Feldhase
- Kaninchen
Besonders begehrt sind die Drückjagden auf das französische Schwarzwild. Denn die Jagden sind gut organisiert und eine hohe Strecke ist hier absolut keine Seltenheit. Genau aus jenem Grund schlägt das Herz vieler passionierter Wildschweinjäger höher, wenn sie die Gelegenheit auf Saujagd in Frankreich erhalten.
Auch die Blattjagd auf Rehböcke ist ein besonderes Erlebnis. Einige Jagdreviere haben sich hier auf die Pirsch spezialisiert. Das ist keine traditionelle Jagdmethode während der Blattzeit, besitzt aber einen ganz eigenen Charme und ist besonders für aktive Waidmänner geeignet. Kleine Täler, wilde Bäche und lichte Waldstücke bieten den perfekten Lebensraum für das Rehwild und sind gleichzeitig eine Bereicherung für das eigene Auge.
Jagdarten und -zeiten in Frankreich
Die Jagdarten unterscheiden sich je nach Region und Wildart. Folgende sind besonders weitverbreitet in Frankreich:
- Bogenjagd
- Drückjagd
- Beizjagd
- Ansitzjagd
- Parforcejagd
- Frettieren
- Pirschjagd
Auch wenn die Bogenjagd in Deutschland verboten ist, gehört sie jedoch, richtig durchgeführt, zu einer waidgerechten Jagdmethode mit Tradition. Wie einige andere EU-Staaten erlaubt auch das Land am Mittelmeer die Jagd mit dem Bogen auf verschiedene Wildarten. Es müssen jedoch folgende Bedingungen erfüllt sein: Der Bogen muss eine Mindestlänge von 80 cm aufweisen, die Jagdspitze eine Mindestbreite von 25 mm haben und der Pfeil ein Mindestgewicht von 30 g besitzen.
Die Jagd vom Hochsitz aus, so wie sie klassisch in Deutschland, Österreich und auch der Schweiz praktiziert wird, ist in Frankreich wenig verbreitet. Viel eher werden zahlreiche Drück- und Pirschjagden ausgeübt. Gerade während der Bergjagd auf Muffelwild oder Gämse kann man seine Kondition und Trittfestigkeit unter Beweis stellen.
Frankreich gehört zu den Ländern mit den längsten Jagdzeiten innerhalb der EU. Schon allein die Jagd auf Vögel dauert knapp 7 Monate. Ein Großteil der Jäger ist zwischen September und Anfang Februar unterwegs. Dann, wenn Stockenten und Rotwild offen sind. Rehböcke hingegen dürfen nur von Anfang Juni bis einschließlich 20. August bejagt werden. Es lohnt sich, vor Planung der Jagdreise Rücksprache mit den dort ansässigen Jägern oder dem Reiseveranstalter zu halten, um detaillierte Informationen über die Jagdsaison zu bekommen.
Bekannte Jagdgebiete
Frankreich ist in jedem Fall eine Reise für aktive Waidmänner und -frauen wert. Die Wilddichte ist solide und je nach Lebensraum unterschiedlich ausgeprägt. Besonders erwähnenswert: Durch den zentralistischen Aufbau des Landes sind gerade die ländlichen Gebiete relativ dünn besiedelt, was besonders der Jagd zugutekommt. Hier eine kleine Übersicht empfehlenswerte Jagdreviere:
Parc Naturel Regional du Massif des Bauges
Dieses etwa 5 200 Hektar große Wildtierschutz- und Jagdreservat liegt keine 80 km vom Genfer See entfernt. Hier kommen Gebirgsjäger voll auf ihre Kosten. Neben Schwarz-, Muffel-, Reh- und Rotwild sind es vor allem die Gämsen, welche viele ausländische Jäger anlockt.
Pyrenäen
Diese wilde Seite Frankreichs bietet Jägern eine einzigartige Erfahrung. Hier ist das Revier kapitaler Rothirsche und starker Kahlwildrudel. Auch eine hohe Population von Gams und Muffelwild kann man hier antreffen.
Der Jagddruck auf das Wild ist relativ gering, sodass die Chance auf einen erfolgreichen Abschuss relativ gut steht. Wichtig: In einigen Jagdrevieren ruht die Jagd unter der Woche und wird nur am Samstag und Sonntag ausgeübt.
Korsika
Die Insel am Mittelmeer besticht durch ihre traumhaften Strände und malerische Natur. Während Familien bevorzugt den mediterranen Flair im Rahmen eines Badeurlaubs genießen, schwärmt die ausländische Jägerschaft von den Drückjagden auf das Wildschwein. Das Schwarzwild auf Korsika ist von einem gedungenen Körperbau und stärkere Rotten kommen selten vor.
Vorschriften und notwendige Unterlagen
Wer in Frankreich jagen möchte, benötigt zwingend eine private Jagdeinladung oder aber nimmt die Dienste eines Jagdvermittlers in Anspruch. In dem Staat am Mittelmeer gibt es viele Revierpächter, was wenig verwunderlich ist.
Denn die Mindestgröße für ein Jagdrevier beträgt lediglich 20 Hektar. Eine kostenpflichtige Jagdlizenz ist ebenfalls Pflicht. Diese kann für 3, 9 oder auch 365 Tage ausgestellt werden. Folgende Dokumente sollten unbedingt ins Reisegepäck:
- Jagdschein
- Europäischer Feuerwaffenpass
- Personalausweis oder Reisepass
- Waffenbesitzkarte
- Einladung des Jagdveranstalters bzw. Revierinhabers
Tipp: Wer in Frankreich als Deutscher jagen will, muss eine französische Jagdhaftpflichtversicherung abschließen!
Das Mitbringen von Jagdhunden ist erlaubt, jedoch gibt es ein paar wichtige Punkte zu beachten. Frankreich hat eines der schärfsten Tiergesetze in Europa. Zuerst sollte man sich darauf einstellen, dass es besonders in den ländlichen Gegenden zum gewohnten Bild gehört, dass sich die Hunde des Dorfes nicht angeleint und ohne Aufsicht bewegen. Das typische Gassi gehen und Häufchen wegräumen, wie es in Deutschland fabriziert wird, gibt es hier kaum.
Komplett verboten sind alle Hunde, die keinem vom FCI eingetragenen Stammbuch angehören und deren Körperbau Rassen wie American Staffordshire Terrier oder Mastiff entspricht. So schreibt es die französische Bürokratie vor. Der Jagdhund sollte einen EU-Heimtierausweis mit allen notwendigen Impfungen besitzen, eine Kennzeichnung (Chip oder Tätowierung) haben und für den jagdlichen Einsatz brauchbar sein.
Noch nicht genug? Dann lese hier unsere Artikel zum Thema Jagd in Schottland, Kroatien und Polen.