Eine der obersten Prioritäten für das Überleben in einer Krisensituation ist das Finden und die Aufbereitung von Trinkwasser. In ausreichender Menge, um den eigenen Bedarf zu decken. Dabei ist es gleich, ob du dich in der Wüste verirrt hast oder während einer Naturkatastrophe zu Hause bist. Der menschliche Körper kann nur etwa 3 Tage ohne Wasser auskommen.
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Glücklicherweise gibt es in den meisten Teilen der Welt reichlich Wasserquellen. Und verschiedene Möglichkeiten, um die Flüssigkeit trinkbar zu machen. Doch welche Option ist die Beste, um das Wasser keimfrei und sauber zu bekommen? Hier eine kleine Übersicht der gängigsten Optionen zur Wassergewinnung und -Aufbereitung in einer Notsituation.
Finde eine Quelle
Zuerst einmal musst du das Wasser finden, ehe du dir überlegst, wie du es reinigst. Je nach Standort und Situation ist die Flüssigkeit in Überfluss vorhanden. Oder auch nicht. In vielen Regionen gibt es oberirdische Süßwasserquellen wie Flüsse, Bäche, Teiche und Seen. Wenn du in der Lage bist, das Wasser zu destillieren, lässt sich sogar Brack- oder Salzwasser nutzen.
Nicht zu vergessen ist der Niederschlag. Regen, Schnee, Graupel, Hagel, Eis und Tau können als Quelle genutzt werden. Frischer Regen, der nicht durch ein Dschungel- oder Laubdach gefallen ist, sollte sicher genug zum Trinken sein. Auch Neuschnee kannst du ohne Aufbereitung schmelzen und zu dir nehmen.
Wasser aus Quellen oder Brunnen ist in den meisten Gebieten ebenfalls oft unbedenklich. genießbar. Die Flüssigkeit aus angezapften Bäumen wie Ahorn und Birke kannst du ebenso sicher trinken und ist gerade im Spätwinter reichlich vorhanden. Die anderen Wasserreservoire solltest du als unsicher einstufen und vor dem Genuss ausreichend behandeln.
Hier sind einige Dinge zu beachten:
Wasserquellen an der Oberfläche sind am ehesten verunreinigt und ohne vorherige Reinigung nicht trinkbar. Das liegt daran, dass sich hier Schmutz und andere Verunreinigungen, wie etwa Tierfäkalien, sammeln können.
Unterirdische Quellen sind oft sauberer und du könntest sie ohne Vorbereitung trinken. Aber auch sie können mit Schadstoffen belastet sein. Normalerweise wird das Wasser aber durch Felsen und Böden ausreichend gefiltert. Allerdings ist das Grundwasser schwierig zu erreichen. Du müsstest eine Stelle finden, wo es wieder an die Oberfläche tritt. Wie etwa in Form einer Quelle.
Das Wasser aus der Luft kannst du im Allgemeinen sicher trinken. Denn bei der Verdunstung bleiben alle potenziellen Verunreinigungen zurück. Atmosphärisches Wasser lässt sich in Form von aufgefangenen Niederschlag oder als Tau auf den Pflanzenblättern finden.
Mögliche Wasserquellen außerhalb deines Hauses
- Pfützen: Stehendes Wasser ist eine Brutstätte für Organismen und Insekten. Pfützen auf der Straße können mit Chemikalien von Fahrzeugen kontaminiert sein. Auch in Krisenzeiten solltest du nur im absoluten Notfall Wasser aus stehenden Gewässern gewinnen.
- Langsam fließende Flüsse: Ein fließendes Gewässer ist noch kein Garant für Trinkwasserqualität. Besonders in der Nähe von städtischer Bebauung ist das Risiko von Verschmutzungen hoch. Oft erscheint das Wasser trüb, was auf eine hohe Anzahl von Partikeln hinweist.
- Teich oder See: Auch hier gilt: Wenn das Wasser nur steht und nicht fließt, begünstigt dies Insekten und Organismen. Sobald es für die Öffentlichkeit zugänglich und leicht erreichbar ist, stellt dies ein größeres Kontaminationsrisiko dar. Höher gelegene Gewässer sind im Allgemeinen sauberer, da sie keinen Eintrag von Abwässern aus landwirtschaftlichen Flächen oder Industrieanlagen aufnehmen.
- Schnell fließender Gebirgsfluss: Die Strömung ist stark, was dazu beiträgt, dass das Wasser frisch ist. Oft liegt an den Ufern Schnee, was ein Hinweis darauf ist, dass das Wasser wahrscheinlich durch Schneeschmelze entstanden ist. Die Höhenlage trägt zu einem Minimum von Verunreinigungen bei. Je abgelegener das Gewässer ist, desto unwahrscheinlicher, dass es durch Menschen verschmutzt wurde.
Verunreinigungen und Risiken
Warum sollte man nicht jedes Wasser trinken? Oft sind die Gewässer durch Fäkalien von Menschen und Tieren verunreinigt. In diesem Fall können viele Arten von schädlichen Bakterien und Parasiten enthalten sein, welche das Wasser als Übertragungsweg nutzen.
Protozoen-Parasiten wie Cryptosporidium und Giardia sind mikroskopisch kleine Lebewesen, die andere Tiere nutzen, um ihren Reproduktionszyklus zu vollenden. Sie sind weltweit in vielen Gewässern zu finden und werden am häufigsten vom Menschen übertragen. Aber auch Biber, Hausrinder und Rehe (neben anderen Tieren) können die Krankheit übertragen. Die Parasiten leben im Darm und verursachen schwere Magenkrämpfe, Blähungen und Durchfall, die zwischen 2 und 6 Wochen andauern können. Dabei treten die Symptome meist innerhalb von zwei Tagen nach dem Trinken von kontaminiertem Wasser auf. Aber auch in einem Zeitraum von 14 Tagen ist eine Erkrankung noch möglich.
Escherichia coli, auch bekannt als E. Coli, ist ein weiterer häufiger Fäkalienbewohner. Er kann außerhalb eines Wirtstieres nicht lange überleben und ist daher nur in kürzlich verunreinigtem Wasser zu finden. E. Coli ist ein normaler Bestandteil unserer Darmflora und hilft uns bei der Verdauung von Lebensmitteln. Einige Stämme können jedoch Lebensmittelvergiftungen verursachen, wenn sie durch den Konsum von kontaminiertem Wasser in den oberen Verdauungstrakt gelangen.
Andere Formen der Verunreinigung sind landwirtschaftliche Abwässer, Schwermetalle und Strahlung. Diese kommen in der Wildnis weniger häufig vor. Man findet sie meist in städtischen Gewässern oder in der Nähe von Industrieanlagen. Die meisten Wasserreinigungstechniken für Überlebende, die vor Ort durchgeführt werden, können diese Formen der Verunreinigung nicht aus dem Trinkwasser entfernen. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie sie sich dennoch beseitigen lassen.
Wege zur Reinigung
1. Abkochen
Die meisten Survival-Spezialisten sind mit der Tatsache vertraut, dass sie Wasser vor dem Trinken abkochen müssen. Dies ist auch wahrscheinlich die bekannteste Methode zur Aufbereitung. Denn durch die Hitze werden Bakterien und andere Organismen, die sich evtl. darin befinden, abgetötet. Allerdings ist es nicht möglich, chemische Verunreinigungen zu entfernen. Aber zumindest kannst du sichergehen, dass du dich im Krisenfall nicht mit Giardien und vielen anderen unangenehmen Sachen ansteckst.
Es ist übrigens auch relevant, vor dem Kochen die gröbsten Verunreinigungen herauszufiltern. Dazu reicht schon ein nasses T-Shirt, durch welches du das Wasser laufen lässt. Wiederhole den Vorgang bei Bedarf.
Uns so geht’s:
- Filtere oder siebe die groben Partikel aus dem Wasser
- Bringe die Flüssigkeit 5 Minuten lang (für Höhenlagen bis zu 2000 Meter) oder 15 Minuten (für höhere Lagen) zum Kochen.
- Lasse das Wasser abkühlen
- Jetzt ist es genießbar
Wenn du weitere Vorkehrungen treffen willst, um die Flüssigkeit trinkbar zu machen, kannst du auch chemische Mittel verwenden.
2. Destillation
Es besteht die Gefahr, dass deine Wasserversorgung durch Strahlung, Blei, Salz, Schwermetalle und viele andere Verunreinigungen kontaminiert wird. Der Versuch, sie herauszufiltern, würde nur deinen teuren Filter ruinieren, aber letztendlich nichts bringen.
In einem Szenario, in dem das einzige verfügbare Wasser gesundheitsgefährdend ist, gibt es nicht viele Möglichkeiten. Die sicherste Lösung ist eine Aufbereitung durch Destillation. Wasser wird dabei zum Kochen gebracht und der Dampf aufgefangen. Die früheren Verunreinigungen bleiben im Kochgefäß zurück, einschließlich radioaktiver Niederschläge. Allerdings wird nicht alles entfernt, flüchtige Öle und bestimmte organische Verbindungen bleiben erhalten.
Im Krisenfall lässt sich ein Dampfdestilliergerät mit einem Druckkessel und einigen Kupferrohren mit kleinem Durchmesser schnell herstellen. Das Beste an diesem Verfahren (abgesehen vom sicheren Wasser) ist, dass der Konservenbehälter intakt bleibt. So kannst du ganz einfach von der Destillation zur Lebensmittelkonservierung übergehen. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, die Kupferleitung an die Dampfentlüftung am Deckel des Konservenbehälters anzuschließen.
Wenn du dich im Freien befindest, versuche dein Glück mit einem Solar-Destilliergerät. Dies ist eine einfache Erfindung, wo sich Wasser in einem Loch im Boden sammelt und destilliert. Lege dazu eine etwa 50 x 50 cm große, durchsichtige oder milchige Kunststoffplane über ein knapp 90 cm tiefes Loch. In dessen Mitte sollte sich ein sauberer Behälter befinden. Sofern zur Hand, lege einen dünnen, sauberen Schlauch in das Gefäß. So musst du zum Trinken nicht die ganze Konstruktion auseinanderreißen. Du kannst die Plastikfolie mit Steinen oder mit Erde am Rand abdichten. Lege zum Schluss einen Stein in die Mitte, sodass ein Kegel von etwa 45 °Grad entsteht.
3. Trinkhalm Wasserfilter
Diese kleinen und transportablen Wasserfilter sind leider nur schwer im Fachhandel erhältlich. Sie können wie ein Strohhalm verwendet werden, wobei sich die Anwendung ausschließlich auf nicht-salzhaltiges Wasser beschränkt. Viren und Bakterien werden nicht vollständig herausgefiltert. Viele Modelle enthalten ein Aktivkohlefilterelement, womit sich größere Segmente und Krankheitserreger entfernen lassen. Die Durchflussmenge ist auf etwa 200 Liter begrenzt, danach solltest du das Produkt ersetzen. Im besten Fall verfügt jedes Mitglied über einen eigenen Trinkhalm.
4. Tragbare Wasserfilter
Kleine tragbare Wasserfilter wurden ursprünglich für Rucksacktouristen entwickelt, die tagelang in der Wildnis unterwegs sind. Denn fernab vom Komfort der Zivilisation musst du andere Möglichkeiten finden, um gefundenes Wasser zu reinigen.
Wasserfilter sind eine seit langem bewährte Lösung für dieses Problem und eignen sich für Prepper und Überlebenskünstler gleichermaßen. Im Inneren dieser Modelle filtert ein keramisches Filterelement Bakterien und andere unerwünschte Partikel heraus. Zusätzlich ist Kohlenstoff enthalten, der viele chemische Verunreinigungen entfernt. Insgesamt sind die Filtermodelle leicht und mobil. Sie können in der Regel viele hundert Liter Wasser verarbeiten. Bei den teuren Versionen besteht die Option, die Filterelemente auszuwechseln.
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5. Reinigen mit Bleichmittel
Die Reinigung von Trinkwasser mit Bleichmittel ist sehr praktisch und erfordert nicht annähernd so viel Energie wie das Abkochen von Wasser. Mit dieser Methode fügst du dem Wasser eine kleine Menge Haushaltsbleiche hinzu. Schädliche Organismen werden dadurch abgetötet. Verwende nur Mittel, welche speziell zur Wasseraufbereitung geeignet sind und keine Duftstoffe enthalten. Sonst läufst du Gefahr, durch die Chemie irreparable gesundheitliche Schäden zu erleiden.
6.Wasseraufbereitung mit Jod
Die Verwendung von Jod zur Desinfektion von Wasser kommt nicht häufig vor. Das Spurenelement ist ein hervorragendes Wunddesinfektionsmittel, ein Wasserreiniger und sehr lagerstabil. Es findet sich zudem häufig in medizinischen Notfallsets.
Du brauchst eine Jodlösung namens “Jodtinktur” mit einem USP-Gehalt von 2 %. “USP” bezieht sich auf die Konzentration des Jods in der Lösung. Diese kannst du problemlos in der Apotheke kaufen.
So desinfizierst du das Wasser:
- Filtere oder siebe die großen Partikel heraus.
- Gib 5 bis 10 Tropfen Jod pro Liter Wasser hinzu.
- Lasse das Wasser mindestens 20 Minuten lang stehen.
- Füge eine pulverisierte Getränkemischung für einen besseren Geschmack hinzu (optional).
- Fertig
Jod ist in warmem Wasser am wirksamsten. Wenn das Wasser kalt ist oder der Verdacht besteht, dass es eine hohe Anzahl von Krankheitserregern enthält, lasse das Wasser nach der Zugabe des Spurenelements mindestens 30 Minuten stehen. Du kannst die Jodmenge gefahrlos auf höchstens 10 Tropfen pro Liter Wasser erhöhen. Passe die Menge des Spurenelements und die genaue Einwirkzeit an die Sauberkeit der Wasserquelle an.
Beim Trinken wirst du feststellen, dass ein seltsamer Geschmack vorhanden ist. Das ist normal und hat keine Bedeutung. Mit Sirup oder Getränkepulver lässt sich der Jodgeschmack überdecken.
Ein paar wichtige Hinweise zur Behandlung von Wasser mit Jod: Das Spurenelement ist empfindlich gegenüber Sonnenlicht und sollte immer an einem dunklen Ort und/oder in einer dunkel gefärbten Flasche aufbewahrt werden. Wenn du schwanger bist, Probleme mit der Schilddrüse hast, Lithium einnimmst, allergisch auf Jod reagierst oder das 50. Lebensjahr überschritten hast, solltest du auf diese Art der Wasseraufbereitung verzichten.
Einen einfachen Survival-Filter selbst herstellen
Wenn du Wasser sammelst, überlege zuerst, wie schnell du es benötigst. Sofern keine Eile besteht, lasse die Flüssigkeit in einem Behälter stehen. Die schweren Segmente sinken zu Boden, die leichteren Substanzen schwimmen an der Oberfläche, wo du sie leicht abschöpfen kannst.
Hast du zwei Gefäße? Perfekt, dann versuche folgende Methode: Nimm den ersten Behälter und fülle ihn mit Wasser. Dann legst du dein Hemd oder eine andere poröse Stoffschicht über das zweite Gefäß. Lege Kieselsteine in die Mitte und lass das Wasser langsam über diese laufen. Wiederhole den Vorgang, indem du beim zweiten Durchlauf Sand auf das Tuch legst.
Anstelle von Sand kannst du auch zerkleinerte Holzkohle verwenden. Aktivkohlefilter entfernen Sedimente und viele Verunreinigungen, gleichzeitig wird auch der Geschmack verbessert. Eigene Holzkohle ist einfach in der Herstellung: Mache ein Lagerfeuer und bedecke es mit Erde und Asche. Im Anschluss vollständig abkühlen lassen, dieser Schritt kann mehrere Stunden dauern. Zerkleinere danach die Kohlestücke.
Sollte die Möglichkeit bestehen, baue eine Vorrichtung, die alle drei Filterschritte miteinander kombiniert. So wird das Wasser nach und nach klarer.
Wenn kein künstlicher Behälter vorhanden ist, könntest du aus natürlichen Materialien eine Alternative bauen. Bambus ist beispielsweise dafür geeignet. Er ist in der Mitte hohl, sodass das Wasser leicht durch ihn hindurchfließt. Es gibt jedoch auch viele andere Pflanzen mit einem hohlen Kern. Ein hohler Baumstamm ist ebenfalls eine gute Option. Lege die Filtermaterialien (Kieselsteine, Sand, Stoff und Holzkohle) schichtweise in die verschiedenen Teile des Bambus oder Stammes und lass das Wasser mehrmals hindurchlaufen.
Dies sollte dir einen grundlegenden Einblick darüber geben, wie du verschmutztes Wasser aufbereiten kannst bzw. wie du deinen eigenen Survival-Filter herstellst. Denke daran, dass trotzdem die Möglichkeit besteht, krank zu werden. Selbst wenn du alle Richtlinien und Vorsichtsmaßnahmen befolgst. Wende dich immer an einen Arzt, wenn du verunreinigtes Wasser getrunken hast. Die Nebenwirkung von Krankheitserregern und Mikroorganismen können sich unter Umständen erst nach mindestens einer Woche bemerkbar machen.
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